Björn Klauer berichtet über seine

Erfahrungen mit dem Fotografieren im Winter:

Lange Zeit habe ich analog mit mechanischen Kameras fotografiert, die Strom nur für die Belichtungsmessung benötigen. Da gab es auch bei starkem Frost nie Probleme mit der Kamera oder der Batterie.

Mit der digitalen Fotografie sieht die Welt ein wenig anders aus. Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Bei schwierigen Lichtverhältnissen kann ich durch die Wiederabe auf dem Display rasch das Ergebnis kontrollieren und dann gegebenenfalls die Belichtung korrigieren.
Die digitalen Fotoapparate benötigen allerdings viel Strom und die Batterien geben bei tiefen Temperaturen rasch den Geist auf. Ausserdem mag die Mechanik und Elektronik oftmals keine Kälte und steigt schnell aus.
Als Faustregel gilt: Je teurer ein Apparat, je robuster sind Batterie und Gehäuse bei Kälte.
Ich nehme mir immer mehrere Batterien mit. Eine habe ich ständig in der warmen Hosentasche und kann sie unproblematisch gegen eine zu kalte im Gehäuse austauschen.

Licht

Im Winter gibt es prinzipiell viel Licht bei uns, da der Schnee das Sonnenlicht reflektiert. Man kommt also meist mit sehr geringen ISO Werten aus. Die Bilder wirken dann auch bei starken Vergrößerungen recht feinkörnig.

In den Monaten Dezember/ Januar aber – also in der Zeit der Polarnacht – ist die Helligkeitsphase jedoch nur kurz.
Dann muß der ISO Wert angehoben werden. Lichtstärke Objektive sind nun von Vorteil.
Das schönste Licht haben wir hier von Mitte Januar bis Ende Februar. Hier entstehen sicher 80% meiner Fotos. Die Sonne steht recht tief und sorgt für warmes Licht mit langen Schatten. Je weiter der Winter fortschreitet, je kälter wird das Licht und je höher wird der Kontrast.

Sehr schwierig ist das Nordlicht zu fotografieren. Hier zahlt sich nun die digitale Fotoapparat aus, denn ich kann auf dem Display das Ergebnis kontrollieren. Die Belichtungszeiten sind lang. Versuche ohne Stativ das Nordlicht auf den Chip zu bannen kann man sich sparen.

Sobald die Sonne auf den Schnee brennt, haben wir es mit extremer Helligkeit zu tun, die normalerweise weit von einem durchschnittlichen Grauwert entfernt ist. Bei Aufnahmen mit großen, sonnenbeschienenen Schneeflächen empfehlen viele Fotoapparate eine zu kurze Belichtungszeit, bzw. eine zu kleine Blende. Ergebnis: Die Fotos werden unterbelichtet.

Abhilfe schafft hier das Messen des reflektierten Lichtes mittels einer Graukarte oder einfach einer unbehandschuhten und normal sauberen Hand. So erhält man einen guten Ausgangswert.
Verschiedene Fotoapparate reagieren auf blendend weißen Schnee unterschiedlich. Hier hilft nur eins: Mit verschiedenen Belichtungszeiten und Blenden fotografieren.

Bei starkem Licht kann man oft auf dem Display nichts mehr erkennen. Da hilft dann nur der Blick auf die Tonwertkurve die möglichst gespreizt sein soll.

Kälte

Tiefe Temperaturen legen zuerst die elektronischen Kameras lahm, zuletzt die rein mechanischen.

Der vorläufige Tod jeder Kamera ist der Wechsel zwischen kalt und warm. Nimmt man eine kalte Kamera mit in die Wärme der Hütte, läuft sie zunächst an, und wenig später trieft sie vor Nässe. Gelingt es jetzt nicht, auch das letzte Tröpfchen Wasser von der Platine und dem Verschluss zu trocknen, hat es sich ausfotografiert – Kamera fertig!

Deswegen: Möglichst die Kamera auf dem Schlitten lassen und nicht mit in die Hütte nehmen. Solange sie keine Wärme abbekommt, gibt es auch keine Feuchtigkeit. Kalte Luft ist trocken.
Vorteilhaft sind mehrere Batterien. Ich habe immer eine Batterie in der Kamera und eine oder zwei in der warmen Hosentasche. Gibt die Batterie in der Kamera keinen Strom mehr ab, tausche ich sie gegen eine warme aus der Hosentasche. Dort taut die kalte Batterie aus der Kamera wieder auf und dann kann ich sie bald wieder nutzen.

Möchte man den Fotoapparat mit in die Hütte nehmen, wird er draußen in einen absolut dichten Plastikbeutel verpackt und dann mit in die Hütte genommen. Aus dem Plastikbeutel wird er erst genommen, wenn dieser zu 100% die gleiche Temperatur erreicht hat wie der Raum. Dabei spielt die äußere Temperatur der Kamera keine Rolle. Auf die Kerntemperatur kommt es an! Wenn man sie dann aus dem Beutel nimmt, läuft sie bei völlig angeglichener Temperatur nicht mehr an. Ist der Apparat jedoch einmal beschlagen, muss er zu 100% ausgetrocknet werden.

Am Körper

Recht praktisch sind die kleinen Kompakt-Kameras. Die kann man am Körper warm halten und nur zum Fotografieren schnell herausnehmen. Selbst bei großer Kälte reicht es meist für ein Foto, bis der Frost sie lahmlegt. Dann muss man sie am Körper wieder auftauen. Sie haben leider oft den Nachteil einer geringeren Bildqualität im Verhältnis zu besseren Spiegelreflexobjektiven.

Fett

Manchmal gibt es Probleme mit dem Fett bei mechanischen, analogen Kameragehäusen. Das Fett schmiert einzelne mechanische Teile der Kamera, wie z.B. den Verschluß. Es kann in der Kälte zu hart und steif werden. Behindert das Fett den Verschluss bei seiner exakten Arbeit, ist natürlich kein richtig belichtetes Foto mehr möglich.

Bevor man das Zoom mit der Rohrzange bearbeitet, sollte man sich die Feinmechanik eines Objektives vor Augen halten. Schiebe-Zooms können schon bei leichter Gewaltanwendung den Geist aufgeben. Finanzstarke Profis lassen das Fett aus ihrem Apparat auswaschen und mit Graphit schmieren. Leica bietet z.B. so etwas an.

Für den normalen Gebrauch muss dann allerdings das Graphit wieder mit herkömmlichen Fett ausgetauscht werden. Bei hochwertigen, mechanischen Standard-Spiegelreflexkameras von Canon oder Nikon sollte es aber bis zu -35° keine Probleme geben. Zur Not muss man den Spiegel manuell hochklappen.