Die Huskyfarm Innset

Die Huskyfarm Innset liegt am Ende einer 35 Kilometer langen Sackgasse am See Veslevatn mitten im Grenzgebirge zwischen Norwegen und Schweden. Früher war die Huskyfarm ein kleiner Bergbauernhof.
In den letzten 30 Jahren wurden von uns sechs Gebäude gebaut und/oder total restauriert.
Dort wo ein alter Schafstall stand, haben wir ein Gästehaus gebaut. Dann gibt es noch zwei Hütten oder Ferienhäuser.

An der Ostgrenze des Grundstücks steht die im Jahre 2008 gebaute Bäckerei mit einem großen Steinofen, der mit Holz befeuert wird.
Daneben haben wir eine Torfhütte, oder Gamme, gebaut. Auf dem großen Grill kann dort das Mittagessen vorbereitet werden, oder – wer möchte – kann es sich hier am Abend am Lagerfeuer bequem machen und dort sogar übernachten.

Das fünfte Gebäude ist unser Wohnhaus.

Ihm gegenüber liegt die große Zwingeranlage mit insgesamt neun Zwingern. Hier halten sich in erster Linie die Welpen und Junghunde- zusammen mit älteren Hunden – auf. Diese Zwingerhaltung ist sehr wichtig für das Sozialverhalten der Huskies. Da unsere Hunde ein ausgeprägtes Verhältnis zum Rudel haben, soll sich in den Zwingern eine gut strukturierte Hierarchie in den einzelnen Rudeln/Gespannen herausbilden.

Für einige – vor allem älteren Hunden – kann die Hierarchie aber auch viel Streß bedeuten. Wie bei Menschen auch, gibt es im Rudel Fälle von Mobbing oder anderem unsozialen Verhalten. Deswegen fühlen sich einige Hunde außerhalb des Zwingers wohler. Hinter den Zwingern sind sie alleine festgemacht und können ungestört die Tage auf der Huskyfarm verbringen. Hier finden auch ehemalige Alphatiere Platz, die sich nicht unter dem neuen Chef im Rudel unterordnen können.

Im Sommer kommen zu den Hunden noch andere Vierbeiner: Schweine. Die können sich im lichten Wald auf mehreren tausend Quadratmetern austoben und den Sommer geniessen. Da sie im Gegensatz zu den Hunden nur Borsten anstatt ordentliches Fell aufzuweisen haben, werden sie im Spätherbst unter anderem zu Wurst und Speck verarbeitet.

Die Hühner hingegen liefern das ganz Jahr! Deswegen haben wir ihnen einen isolierten Stall gebaut, indem sie den ganzen Winter verbringen. Im Sommer picken sie draussen im Freigehege herum. Ein solider Zaum schützt vor dem Fuchs und dem Adler.

Glück gehabt

Als wir 1988 den Bergbauernhof in Innset übernahmen, war er recht herunter gekommen. Schon viele Jahre stand er verlassen im Tal und die Vorbesitzer hatten sicher viele Jahre vorher nichts mehr in die Gebäude investiert.
Doch die Lage in dem offenen Tal an dem See Veslevatn gefiel uns. Die hufeisenförmige Anordnung der Gebäude mit der Öffnung zum See und die viele Ausflugsmöglichkeiten in den Bergen liessen die Wahl leicht werden.
Auch die wenigen Nachbarn freuten sich offenbar, das das kleine Örtchen Zuwachs bekam.

Erst später wurde uns gänzlich klar, wie gut unsere Wahl wirklich war: Gerade mal eine Stunde ist der Flughafen entfernt, eine halbe Stunde das Gemeindezentrum mit den verschiedenen Einkaufsmöglichkeiten sowie den Schulen und der ärztlichen Versorgung.
Das sind für nördliche Verhältnisse kurze Strecken.

Was aber noch viel besser ist: östlich, südlich und nördlich liegt vor unserer Haustür ein fast unendliches Terrain für lange und anspruchsvolle Huskytouren. Mit zwei Nationalparks als Nachbarn sind wir mehr als gut mit der Natur bedient.

Innset

Innset liegt für nordische Verhältnisse recht hoch: 300 Meter über dem Meeresspiegel. Wenn man bedenkt, das die Baumgrenze bereits bei 600 Metern liegt, wird klar, daß sich in Innset die Wachstumsperiode recht kurz hält – oder anders herum gesagt: Der Winter ist die in jeder Hinsicht dominierende Jahreszeit.

Eingerahmt wird Innset durch die Berge ringsherum, die das Tal mit fast 700 Metern überragen. Selbst im Hochsommer verschwinden nicht alle Schneeflecken die in geschützten Senken dem Norden zugewandt sind. Direkt gegenüber der Huskyfarm, oberhalb des Berges Rubben (1024 Meter) liegt ein kleiner Gletscher.

Für den Autoreisenden ist der See Veslevatn das Erste, was er von Innset sieht, da sich die schmale Straße an den Ufern entlang windet.
Der See Veslevatn verdient nur seinen Namen, weil es andere, größere Seen in der Nähe gibt. Auch wenn „vesle“ klein bedeutet, hat der See immerhin eine Ausdehnung von 3× 1 Kilometern. An ihn grenzt die Huskyfarm.

Innset liegt am Ende einer langen Sackgasse in der Gemeinde Bardu im Regierungsbezirk Troms. 35 Kilometer sind es zum Gemeindezentrum Setermoen, das an der Straße E6 liegt. Hier besteht auch die einzige Möglichkeit Dinge des täglichen Bedarfs einzukaufen.
Wer von unseren Gästen einkaufen möchte, schließt sich uns an oder leiht sich ein Auto bei uns.

Der Flughafen Bardufoss liegt 70 Kilometer von der Huskyfarm entfernt, wird jedoch mehrmals am Tag von Oslo aus angeflogen.

Arbeitsplätze für Zweibeiner gibt es nur im Wasserkraftwerk oder durch die eigene Schaffenskraft. Daher blieb die Bevölkerungszahl stark begrenzt: Wir sind gerade noch acht menschliche Einwohner bei einem Durchschnittsalter von über 50 Jahren.

Der größte Arbeitgeber für Vierbeiner ist die Huskyfarm mit 85 Angestellten. Wie beliebt der Arbeitsplatz ist, zeigen die Kündigungszahlen der Angestellten, die bei Null liegen. Der Arbeitsplatz wird in der Regel vererbt.

Ins Auge fallen dem Besucher Innsets die vielen kleinen und größeren Hütten, die verstreut im Birkenwald liegen und offensichtlich nicht ständig bewohnt sind. Hier handelt es sich um Hütten und Gebäude, die im Zusammenhang mit dem Wasserkraftwerk in den 50 iger Jahren gebaut worden sind um den Arbeitern ein festes Dach über dem Kopf zu bieten. Heute werden diese Gebäude als Wochenend- oder Ferienhäuser genutzt. Das größte Gebäude ist das „Villmarkssenter“ – das den Arbeitern nicht nur als Unterkunft sondern auch als Kantine diente.
In den letzten 40 Jahren wechseln in unregelmäßigen Abständen die Besitzer, die jeweils von der Idee getrieben werden hier ihren Lebensunterhalt durch Vermietung und Verköstigung von Gästen zu bestreiten. Da aber Innset weder der Nabel der Welt ist noch größere Touristenströme zu bewältigen hat, wird die Kontinuität des Besitzerwechsels so lange anhalten, bis es ein neuer Besitzer versteht mit einem wirklich attraktiven Angebot Gäste entgegen zu nehmen. Uns wäre es nur recht, denn dann könnten wir auch einmal Essen gehen.

Die Geschichte Innsets

Erst vor etwas mehr als 200 Jahren wurden die inneren Landstriche des Bezirks Troms besiedelt. Bis dahin nutzten die Sami mit ihren Rentierherden lediglich in der schneefreien Zeit diese Gegend. Im Herbst zogen sie wieder nach Osten zu den Winterquartieren in Schweden.
Die ersten Siedler kamen aus dem Süden Norwegens, aus der Gegend des Tales Gudbrandsdal. Zunächst wurden die Ebenen in den Tälern entlang der Flüsse zum Beispiel Barduelva und Målselva besiedelt.

1839 machten sich Hallstein Toresen Trønnes mit seiner Frau Gjertrud Halvorsdatter sowie Sevald Petersen mit seiner Frau Ingrid Pedersdottir auf den Weg von Bardujord hinauf in das unwegsame Tal hoch nach Innset. Mit dabei waren ihre Kinder, Hunde, eine Kuh samt Kalb, Werkzeuge und Waffen. Von früheren Jagdtouren wußten sie, dass sich hinter dem steilen Tal noch vor den großen Wasserfällen, eine Öffnung mit einer größeren, ebenen Landfläche befand.

Hier fanden sie lediglich eine völlig zugewachsene Erdhütte (Gamme) vor, die vor längerer Zeit von den Sami erbaut worden sein mußte und nun verfiel. Ihre erste Mahlzeit entdeckte Gjertrud im Gebüsch: ein Schneehuhnnest mit acht Eiern samt Schneehuhn.
Zunächst wurde der Wald gerodet und zwei primitive Hütten gebaut: eine für das Vieh und eine für die Menschen. Die reichen Fischbestände in den Seen Veslevatn und Altevatn, Schneehühner und anderes Wild bildeten ihre Lebensgrundlage.
Es war ein hartes Leben im Kampf gegen die Naturgewalten und die langen Winter, gegen die Wölfe, die immer wieder die Haustiere dezimierten und die nicht weniger gefräßigen Bären.

Wollte man einkaufen, so mußte alles über die Berge und durch das steile Tal getragen werden. Selbst für Pferde waren viele Passagen nur schwer zugänglich. Erst 70 Jahre später erleichterte ein primitiver Weg durch das Tal den Kontakt zur Zivilisation.
Bis dahin mußten zum Einkaufen ca. 60 Kilometer nach Sjøvegan zu Fuß zurückgelegt werden. Die restlichen 30 Kilometer wurden per Boot nach Hamnvik über den Fjord überbrückt. Da war es ratsam eine möglichst vollständige Einkaufsliste mitzunehmen. Und die Verfallsdaten der Lebensmittel sollten nicht zu kurzfristig anberaumt sein.
Insgesamt entstanden sechs kleine Höfe um den See Veslevatn.

Der große Einschnitt kam in den 50 iger Jahren, als beschlossen wurde das Wasser des Sees Altevatn zur Stromgewinnung zu nutzen. Dazu wurden viele Arbeitskräfte benötigt – bis zu 500 Menschen. Bei Innset und oben am See Altevatn entstanden kleine Dörfer aus Baracken, kleinen Häusern, Werkstätten, Lager, Schulhaus, Ärztehaus, Bad- und Waschhaus samt Trockenhaus für die Wäsche, Versammlungshaus, Wasserwerk usw.
Brücken und Wege hinunter ins Tal mußten verstärkt und erweitert werden, Strom- und Telefonleitungen verliefen bald in Richtung Setermoen, dem Gemeindezentrum unten im Tal.
Der See Altevatn wurde 13 Meter hoch aufgestaut, der See Veslevatn 3 Meter.
Die Bevölkerung in Innset fand Arbeit auf dieser großen Baustelle und später im fertig gestellten Kraftwerk. Nach und nach wurde die Landwirtschaft aufgegeben.