Das ist für eine Huskytour wichtig

Wir wollen hier auf Erfahrungen hinweisen, die unser Ansicht nach wichtige Voraussetzungen sind für einen genußvollen und erlebnisreichen Aufenthalt in dieser grandiosen, aber oft auch barschen Natur.
Mit Schlittenhunden unterwegs zu sein bedeutet sich den Naturkräften auszusetzen. Diese Kräfte sind Schneeverhältnisse, Wetter, die Hunde und die eigene Kondition. Die Summe, aber auch das Wechselspiel dieser Kräfte prägen den Charakter unserer Tour.
Dicht verschneite Wälder und Berge, dramatisch dahinjagende Wolkenfetzen, strahlend blauer Himmel oder sturmumtoste Hütten – das alles können wir erleben, wenn, ja wenn wir es verstehen, den Augenblick zu genießen, das Schöne und Spannende im Ungewöhnlichen zu entdecken.

Fangen wir also mit A wie Anfang an:

- aller Anfang ist schwer. Deswegen führen wir vor jeder Tour die Teilnehmer in das Hundeschlittenfahren ein. Jeder Teilnehmer wird erst einmal mit einem nicht enden wollenden Tau- und Leinenwirrwar zu kämpfen haben und muß lernen, wie er sich bei schlechtem Wetter verhalten soll usw. Das ist viel am Anfang und oft braucht es einige Tage, bis sich Routine einstellt. Im Zweifel gilt: Fragen!

- Gemeinsamkeit wird auf unseren Touren groß geschrieben. Wir fahren kein Rennen, sondern sind unterwegs, um die Natur hier oben kennenzulernen und zu genießen. Wir starten morgens erst, wenn jeder seine Hunde vor den Schlitten gespannt hat. Wer damit fertig ist, hilft den anderen.
Gemeinsame Aufgaben gibt es genug. Sei es das Schneeschmelzen, Voraussetzung für den Kaffee oder den Tee und den Mahlzeiten, das Abwaschen oder Holz hacken – es gibt einiges zu tun und wir setzen voraus, daß alle mit anpacken und nicht erst auf die Aufforderung des Leiters warten. Im Sinne eines guten Gruppengeistes sollte jeder nicht nur mitdenken, sondern mit zupacken.

- „Hauptsache, den Hunden geht es gut!“ Diese Bemerkung drückt unsere Abhängigkeit von den Hunden aus. Wir müssen uns bemühen, uns in sie einzufühlen, ihre Charaktere kennenzulernen uns zu respektieren. Die Erziehung muß konsequent sein und die Befehle eindeutig, wenn dem Hund eine Orientierung nicht verbaut werden soll. Anordnungen, lose in den Wind gerufen und dabei nicht für deren Durchführung sorgen, sind erheblich schlechter, als gar keine Befehle.
Jeder Hund benötigt eine andere Ansprache, eine andere Ermahnung oder gar Bestrafung. Verschreckt einen eher schüchternen Hund ein zu laut gebrüllter Befehl, so kümmert einem sehr robusten Hund ein dahergesäuseltes Kommando „nicht die Bohne“. Beides ist schlecht. Angst ist die schlechteste Voraussetzung einer Zusammenarbeit und ein Hund, der nicht hört ist ebenfalls wenig brauchbar. Gegenseitiges Vertrauen ist die beste Vorraussetzung für eine Zusammenarbeit. Nur in einem sind alle Hunde gleich: Sie brauchen Zuwendung und Ermunterung.
Zugleich sollte ein Gefühl für die Leistung und das Leistungsvermögen der Hunde entwickelt werden. Welche Hilfe braucht mein Gespann? Was haben die Hunde bis jetzt geleistet und was steht ihnen noch bevor?

- Kondition ist ein sehr dehnbarer Begriff. Deshalb ist es wenig sinnvoll, einen Konditionsanspruch festzuschreiben. Es gibt Touren mit absoluten Luxusschneeverhältnissen, die kaum beanspruchen. Dann gibt es Schneeverhältnisse, bei denen jeder ordentlich gefordert wird. Ist der Schnee recht tief, muß den Hunden geholfen werden, indem man auf dem Schlitten stehend mitpedalt und bei kräftigen Steigungen den Schlitten anschiebt.

Dann kann auch das Versorgen der Hunde am Abend anstrengend werden, denn jeder Schritt in Schneeschuhen kostet mehr Kräfte, als einer in Straßenschuhen in der Stadt.
Natürlich stellen wir die Größe der Schlittengespanne nach den Fähigkeiten der Teilnehmer zusammen, denn wenn jemand mit 6 Hunden überfordert ist, wird er wenig Spaß an der Tour aber mehr am Muskelkater haben.
Sicher kann man die Faustregel aufstellen: Je besser die Kondition, desto größer der Genuß. Eine Trainingsanleitung zum Aufbau der beim Hundeschlittenfahren besonders beanspruchten Muskeln gibt es hier.

- Rauchen bekommt den Rauchern am besten. Deswegen sollten diese auf die Nichtraucher Rücksicht nehmen und nicht im Zelt oder in der Hütte ihrem Vergnügen frönen.

- Sicherheit steht bei uns an oberster Stelle. Wir befinden uns mehrere hundert Kilometer nördlich des Polarkreises und das Wetter ist polarer Natur. Es können überraschend Schneestürme auftreten, die Temperaturen können in den Keller und tiefer sinken und wenig später lacht die Sonne wieder.
Natürlich werden wir von einer Hütte oder dem sicheren Zelt nicht in einen Schneesturm aufbrechen. Gefahr besteht erst dann, wenn die Gruppe auf der Tour davon überrascht wird. Dann heißt es dicht zusammen bleiben und genauso, wie Du Dich um die eigene Sicherheit kümmerst, mußt Du Dich um die der anderen Teilnehmer kümmern. Der Sichtkontakt zwischen uns darf nicht abreißen, denn das Wiederfinden wäre praktisch unmöglich.

Aber die Sicherheit fängt schon viel früher an, wirklich in allem, was man macht. Sind meine Hunde heute Nacht auch wirklich richtig fest, sind die Geschirre so gesichert, daß sie bei einem Wind nicht wegfliegen können? Ist mein Schlitten vor dem Start auch wirklich doppelt gesichert? Ist jeder Hund im Gespann doppelt gesichert, habe ich in der Hütte nichts vergessen? Das sind nur einige Fragen, die immer an erster Stelle kommen und nie z.B. der Schnelligkeit geopfert werden dürfen.
Unsere Touren haben keinen doppelten Boden und die Folgen von schlechtem Sicherheitsdenken sind unmittelbar zu spüren: war der Petroleumkanister nicht richtig verschlossen, gibt es auf der Tour nur noch Schnee und gefrorene, rohe Mahlzeiten. Waren die Geschirre am Abend nicht richtig im Schlitten befestigt, und der Wind hat sie mitgenommen, sitzen die Hunde für den Rest der Tour auf dem Schlitten und der/die Mann/Frau kämpft davor usw. So einfach ist das!

- Zum Schluß noch etwas zu den Tagesetappen: Alles hängt von den Schneeverhältnissen ab. So haben wir unseren See, den „Altevatn“ (60 km) in vierstündiger Tour (Rekordzeit) der Länge nach überquert und für diese Strecke auch schon mal 4 Tage gebraucht, was allerdings auch absoluter Rekord ist. Normalerweise kann der See ohne Probleme in zwei Tagen überquert werden.
Ich glaube, daß sagt alles über die unterschiedlichen Schneeverhältnisse und ihre Auswirkungen. Deswegen können sich unsere Tourenbeschreibungen nur an durchschnittlichen Wetter- und Schneeverhältnissen orientieren.